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Touch displays. What’s next?

Think outside the screen


Design-Briefings mit den Anforderungen ein Touch-Display in das Produkt zu integrieren sind keine Seltenheit. Im Gegenteil – die Integration eines Touch-Displays schien die letzten Jahre die Lösung vieler Probleme gewesen zu sein. Während Touch-Displays ohne Zweifel viele Bereiche unseres Lebens bereichert haben, ist ihre Verwendung ausgeufert und in vielen Fällen in der Bedienung kontraproduktiv, was wiederum zu einer negativen User Experience führt.

Eine Produkt-Mensch-Interaktion besteht im Grunde aus drei Phasen: Eingabe(Aktion), Feedback(Reaktion) und Funktion. Eine gut gestaltete Produkt-Interaktion kombiniert diese drei Phasen, immer unter Berücksichtigung des gesamten Nutzungskonzepts und ob durch die Art der Interaktion dem Nutzer tatsächlich die benötigte Kontrolle über das Produkt gegeben wird. Eine Produkt-Interaktion auf eine vorgegebene Technologie (z.B. einen Touch-Display) zu reduzieren, wäre so nur in seltenen Fällen zielführend.  

 

Im Alltag fällt das auf, wenn man im Auto sitzt und die Augen von der Straße nehmen muss, um am Display nach dem Klima-Regler zu suchen und solange darauf drückt, bis die gewünschte Zahl erscheint. Ein physischer Drehregler, dessen Position man schnell erfühlt und der für alle 0.5C° ein haptisches Feedback gibt, ist wesentlich sicherer und führt beim Nutzer zu einer viel positiveren User Experience. Apple hat diesem subtilen und doch so wichtigen Faktor die nötige Aufmerksamkeit gewidmet und für seine Touch-Oberflächen die sogenannte Taptic Engine entwickelt. Diese vermittelt ein haptisches Feedback und damit den Eindruck einer physischen Eingabe, welche weit über das einfache Vibrieren der Konkurrenz hinausgeht. So entsteht für den Nutzer ein spürbares Erlebnis.

 

Jedoch erreicht keine Art des elektronisch generierten Feedbacks das Gefühl an Interaktion, welches beispielsweise ein Nutzer bei der Lautstärkeregelung einer High-End Soundanlage erlebt. Benutzeroberflächen sind die direkten Berührungspunkte zum Produkt und bieten die Möglichkeit, Markenwerte und Qualität ohne Umwege für den Nutzer spürbar zu machen. Touch-Displays ohne tiefgreifende Interaktion könne hier nicht die Allround-Lösung sein, denn die meisten Menschen bevorzugen nach wie vor analoge, spürbare Erlebnisse und Interaktion.

Auch funktionell sind physische Bedienelemente in gewissen Anwendungsfällen überlegen. Aus gutem Grund werden diese im Bereich der Investitionsgüter, z.B. bei CNC-Fräsmaschinen die Handrad-Bedienungen, eingesetzt. Diesen dienen zur manuellen Achsbewegung für die Bestimmung der Werkzeug- und Nullpunktverschiebungen. Dieser Vorgang muss zum einen sehr Präzise erfolgen und zum anderen ist auch ständiger Sichtkontakt mit dem Fräser erforderlich. Das Handrad meistert diese Aufgabe perfekt und erlaubt eine Feinfühligkeit, die nur schwer auf eine Touch-Geste übertragbar ist.

 

Physical – Digital – Phygital

Eine zeitgemäße Benutzeroberfläche wählt nicht zwischen dem Einsatz von digitalen und physischen Bedienelemente, sondern wägt für jedes Produkt und seine Schritte in der Bedienung/Handhabung ab, wie der Nutzer am besten das Ziel erreicht und den Weg dorthin als positives Erlebnis wahrnimmt. Um dies zu gewährleisten setzen wir bei blend, je nach Anforderung des Projekts, auf eine Kombination unterschiedlicher Gestaltungs-Disziplinen wie etwa Industriedesign, User Experience Design und User Interface Design.

 

Ein Produkt-Interface bildet tagtäglich die direkte Schnittstelle zwischen Mensch und Produkt. Dies bietet die Möglichkeit Markenwerte und Qualität direkt an den Nutzer zu kommunizieren. Ein enormes Potential, welches nur durch die Kombination der erforderlichen Gestaltungs-Disziplinen (ID, UX, UI) optimal genutzt werden kann.